Bäume

Workshop – Seminar – Exkursion

Konzept

Die Beziehung zwischen Baum und Literatur erschöpft sich nicht darin, dass Bäume, einzeln oder als Wald, zum Gegenstand literarischer Texte oder zur Metapher für Bücher werden. Denn Literatur, auch vor der Etablierung ‚neuer‘ Medien, ist nicht auf das Buch als Medium angewiesen. Doch gerade dort, wo die scheinbar stabile Beziehung zwischen Baum, Papier, Buch und Literatur nicht mehr selbstverständlich ist, lassen sich Fragen stellen. Nicht nur die Beziehung zum Buch als Medium ist prekär (geworden) – die Zerstörung von Wäldern (durch Abholzung und Anpflanzung von Monokulturen) für die Papierproduktion ist wiederum nur ein Aspekt einer ganzen Reihe von Praktiken, die auf das mitunter gefährliche und gefährdete Verhältnis von Baum und Literatur hindeuten. Denn, so muss man fragen, wenn es nicht nur das Buch ist, das Bäume in jeder Hinsicht enthält, welchen Anteil hat dann die Literatur an der Vorstellung davon, was Baum, Wald, Natur ist? Inwiefern trägt sie zu ihrer Gefährdung oder gar ihrem Schutz bei? Welches Wissen von und welche Praktiken im Umgang mit Bäumen finden sich in Texten? Lassen sich Texte und Konstellationen denken, die Bäume gleichsam ‚hervorbringen‘, indem z.B. sie zu Wissensordnungen beitragen, die sich wiederum materiell in Forst, Garten oder Naturschutzgebiet niederschlagen?

Neben dem hier skizzierten Schwerpunkt des Workshops, Bäume und Literatur als parallellaufen-de Wissensformen zu diskutieren, werden uns die Zusammenhänge von Baum und Literatur auch kultur- und literaturhistorisch beschäftigen, da konkrete oder erdachte Bäume das Textgeschehen immer auch als Figur und aktive Umwelt beeinflusst haben; man denke an die Ulme am Eingang zur Unterwelt in Vergils Aeneis oder die Esche Yggdrasil der nordischen Sagenwelt. In zahlreichen ländlichen Kontexten stellen alte Bäume die Verbindung zwischen gegenwärtigem sozialem Leben, überliefertem Brauchtum und tradierten Wissensordnungen dar und tauchen als Markierungen historischer oder überzeitlicher Ordnungen auch in literarischen Texten auf. Als Beispiel seien die oberfränkischen Tanz- und Gerichtslinden genannt oder die Judenbuche in Annette von Droste-Hülshoffs gleichnamiger Erzählung, die auf eine historische Quelle zurückgeht.

 

Programm „Bäume der Literatur“

Workshop in Kooperation mit dem Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum

 

09:00 Einführung

09:30 Monika Schmitz-Emans: „Von Bäumen und Büchern“

10:15 Kaffeepause

10:45 Claudia Klodt: „Sag es mit Bäumen! Das Grün römischer Gärten als Zeichen von Status und Macht“

11:30 Klara Schubenz: Die grünen Stellen – Waldrefugien in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts und im frühen Naturschutz

12:15 Führung durch den Botanischen Garten, anschließend Mittagspause

14:15 Solvejg Nitzke: „Der Baum als Gegenüber. Die Romantische Botanik des Nature Writings“

15:00 Stephanie Heimgartner: „Sub Tilia fila: Über Linden, unter Linden in der Literatur(wissenschaft)“

15:45 Kaffeepause

16:15 Markus Schleich: „Deep inside Savernake Forest – Ein tausend Jahre alter Baum als Lektüreschlüssel zu Radioheads The King of Limbs“

17:00 Simone Sauer-Kretschmer: „Stammbäume. Geburt und Tod im literarischen Bild“

17:45 Abschluss

 

Der Workshop wird flankiert von dem Seminar „Gespräch über Bäume“, das im Sommersemester 2018 an folgenden Terminen stattfindet:

4. April, 12 Uhr Vorbesprechung

27. April, 10-16 Uhr Seminartag

28. April, 9-17.45 Uhr Teilnahme am Workshop

4. Mai, 9-18 Uhr Exkursion ins Arboretum Park Härle, Bonn

Nähere Auskünfte und Anmeldung über VSPL/Campus oder bei Dr. Stephanie Heimgartner (stephanie.heimgartner@rub.de)